Sælde und êre - Arbeitsgruppe Handwerk und Ausrüstung

Tafelmalerei in Tempera - Teil 7: Pferd und Reiter - jetzt geht's an die Figuren ...

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Tafelmalerei in Tempera - Teil 7: Pferd und Reiter ...

Die ersten Teile der Serie versäumt? Solltet ihr nach dem Lesen des heutigen Beitrages noch Lust dazu haben - hier geht's zurück zur Beschaffung der nötigen Materialien (Teil 1), zur Herstellung des Kreidegrundes (Teil 2) zum Motivauftrag (Teil 3), zur Herstellung der Eiemulsion (Teil 4), zum Anreiben und ersten Farbauftrag (Teil 5) und zu den ersten Versuchen, deckende Farbflächen(Teil 6) auf Holz und Tüchlein zu bringen.

Wo stehen wir nun? Die großen Farbflächen sind - endlich!, was für ein Kampf! - füllend auf die beiden Tüchlein und das Holzbrett aufgebracht. Getrocknet. Und nun ist es an der Zeit, die Figuren ins Bild zu bringen und damit erstmals feinere Formgebungen und Konturierungen. Wir sind schon gespannt, wie dieses vonstatten gehen wird und ob es uns Anfängern ähnlich viele Schwierigkeiten bereiten mag, wie bereits die simple Aufgabe, eine Fläche deckend aufzubringen.

Aber was soll ein langes Herumgerede: Schaden macht bekanntlich klug, wo gehobelt wird, fallen Späne und Übung macht den Meister! Schließlich wird nur dort Milch verschüttet, wo auch gemolken wird! Womit wir das heutige Pensum an klugsch...ischen Sprüchen erledigt hätten und endlich ans konkrete Arbeiten gehen können. Und zwar mit den nervös tänzelnden - und wer sollte ihnen das angesichts des bevorstehenden Turneis verdenken - Rösslein.

Der Ausgangspunkt vom letzten Mal ... ... sieht nach einer ersten Rösselgrundierung immer noch aus wie ein typisches Volksschüleraquarell!

Einerseits beginnen wir mit den Kleppern, weil mit ihrer Ausgestaltung ein recht großer Teil des noch unbehandelten Untergrunds erledigt sein wird und ihre Größe andererseits zumindest beim Auftragen der ersten Schichten ein ähnliches Vorgehen ermöglichen sollte, wie dies beim Auftragen der Hintergrundflächen gewählt wurde.

Wiederum, seid gewarnt davor, allzu schnell die Flinte ins Korn zu werfen, wenn die anfänglichen Resultate auf euren Malgründen eher Erstversuchen von Volksschülern ähneln, die gerade ihren neuen Malkasten einweihen; Temperamalereiei ist Schichtenmalerei mit all den Vor- und Nachteilen, die dies mit sich bringt; erst nach und nach entwickelt sich aus diesem Aufbau ein Bild.

Einige Schichten später beginnt der Braune endlich den Hintergrund abzudecken, ... ... während dem Fuchs auf dem anderen Brett bereits mit einigen zusätzlichen, fein nuancierten Farbstrichen Kontur verliehen wurde.

Unser Ansatz ist nun folgender: Auf den drei vorbereiteten und bereits mit den Hintergrundfarben versehenen Malgründen wollen wir bei gleichem Motiv wagemutig die Farbe der Rösser variieren - zumindest jener der Schurken vor den blauen Hintergründen (vor den dunklen Rottönen erscheint es uns infolge der Kontrastwirkung sinnvoller, beim originalen Schimmelweiß zu bleiben - und ehrlich, welch anderen Gaul sollte der strahlende Held auch reiten, denn einen Schimmel!).

So, dies ist erledigt - und schon zeigt sich, wie schwierig es für den ungeübten Temperamaler ist, bei all diesen übereinander aufzutragenden Schichten mit der letzten - deren Aussehen sich im Laufe des Trocknungsprozesses noch stark verändern kann und das zudem von den darunterliegenden stark mitbeeinflusst wird - den ursprünglich erwünschten Farbton auch tatsächlich punktgenau zu treffen.

Wer Stechen will, braucht eine ordentliche Rüstung: Graublauer Stahl ...  ... mit und ohne Detailkonturierung, ...

Sollten wir nämlich ehrlich sein - dieses wollen wir an dieser Stelle aus Gründen unserer künstlerischen Reputation an dieser Stelle ausdrücklich nicht! -, müssten wir nämlich zugeben, dass die Fellfarben unserer Rösslein, wie sie sich uns nun zeigen, nur mehr oder weniger exakt dem entsprechen, wie es ursprünglich von uns beabsichtigt war. Andererseits kann dies aber auch durchaus als spannender Effekt für den Möchtegernkünstler sein, vergleichbar vielleicht mit jener Situation, in der Schriftsteller davon sprechen, wie sich die Handlung ihres Romans beim Schreiben fast gegen ihren Willen wie von selbst in eine gewisse Richtung bewegt ...

Ein wenig Probleme bereiten uns die Rüstungen. Blaugrau, wie sie in mittelalterlichen Handschriften gerne dargestellt werden, bieten sie vor einigen der Hintergründe nur wenig Kontrast. Wir versuchen dies sofort durch einige Konturierungen in Schwarz, welche Details hevorheben und ein wenig Tiefe geben sollen, zu kompensieren.

... wie hier am Fuchs ... ... oder am Rappen ersichtlich, vermittelt einen ersten Eindruck vom möglichen endgültigen Aussehen.

Mehr von dieser Tiefe lässt sich allerdings durch die Konturierung und Schattierung der Rossefelle durch Aufmalen hellerer und dunklerer Teilabschnitte erzielen - eine Spielerei die eine gewisse Geduld verlangt, weil doch gerade feine Pinselaufträge etwa in hellerer Farbe erst mit dem Auftrocknen aus dem Hintergrund heraustreten - was bei hastigen Überpinseln, weil sich, vergleichbar mit dem ärgerlich Kurbeln am Heißwasserhahn 'nichts tut', zu unerwünschten, weil viel zu grellen bzw. starken Späteffekten führen kann.

Andererseits ist darauf zu achten, dass sich nicht durch unvorsichtiges Übermalen etwa noch nicht hinreichend angetrockneter Schichten, diese Schichten vollständig lösen und plötzlich an den solcherart entstehenden 'Wundstellen' ursprünglicher Untergrund hervorglotzt! Dies ist speziell auch ein Gefahrenmoment beim Auftragen der feineren Details, etwa der Gürtel, Zaumzeuge und Sporen - worüber euch an dieser Stelle Rechenschaft abgelegt wird ...

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